Wann begann meine Geschichte? Mit dem Tag meiner Geburt, in dem kleinen Ort Herblay oder in den trostlosen Jahren meiner Kindheit, als ich bei meiner Tante und ihrem Mann leben musste? An dem Tag, als ich Francois kennenlernte, oder die Nacht wo ich ihn und meine Träume verlor?
Pater Bartholomäus atmete tief durch. Der herbe Geruch nach frischem Holz, mit einer leicht scharfen Prise von Leim und Lack stieg ihm in die Nase. Seine alten Finger strichen zufrieden über die glatt gehobelte Oberfläche des dunklen Holzes.
Es war für diese Zeit ungewohnt windig. Ein strahlend blauer Himmel und blendendes Sonnenlicht täuschten darüber hinweg. Der Wind drang durch Ritzen und Spalten und pfiff durch die langen Gänge des Louvre.
I.
In der hinteren Eckes des riesigen Salons steht ein Stuhl. Klein und verloren wirkend, neben einer riesigen Säule aus rotem Marmor, welche sich lang zur Decke reckt. Der Stuhl, zart und kunstvoll verziert durch filigrane Holzarbeit, gleicht einer Insel in einem tosenden Meer.
Der andauernde Regen der vergangen Tage hatte die Straßen in Schlammpfützen verwandelt. Angetrieben von den Wassermassen trieb der Pariser Unrat die Gassen hinunter. Die kalten und nassen Tage hatten bei den Menschen ihre Spuren hinterlassen.